IMPROVISATION

Ich weiß nicht genau, wann ich damit angefangen habe, zu improvisieren. Aber es muss sehr früh gewesen sein – ich kann mir kaum vorstellen, dass es möglich ist, Klavier zu spielen OHNE zu improvisieren. Ich erinnere mich jedenfalls gut, dass ich immer wieder zu hören bekam „Hör auf zu klimpern“ oder „Jetzt übe halt mal richtig…“; bis zu dem Tag, als eine Klavierlehrerin, die mit meinen Eltern befreundet war, ihnen sagte, dass es sehr wichtig sei, zu improvisieren. Und dass sie sehr darunter litt, es nicht zu können…

Das ganze Leben ist eine einzige Improvisation! Niemand hat je sein Leben geübt oder geprobt, bevor er es gelebt hat! Ich finde es sehr spannend, dass die Improvisation so viele Analogien zum „echten Leben“ aufzeigt, dass ich dieses nicht nur im Unterricht, sondern auch auf der Bühne und bei Vorträgen gerne demonstriere und erlebbar mache.

Auch innerhalb von klassischen Konzertprogrammen hat bei mir die Improvisation einen hohen Stellenwert; sehr gerne integriere ich spontane Klavierstücke, die auf Zuruf aus dem Publikum entstehen („…geben Sie mir mal 5 Töne….“ oder „…ich hätte gerne ein Bild und eine Emotion…“ etc.)

Stummfilm-Konzert

Die Live-Improvisation zu Stummfilmen ist seit vielen Jahren ein Schwerpunkt meiner künstlerischen Tätigkeiten. Ich betone hier immer wieder: ich bereite mich nicht musikalisch vor, sondern nur dramaturgisch. Ich muss den Film gut kennen, die Bilder, Pointen, Spannungsbögen, das Timing, die Emotionen, die Assoziationen usw.

Die Musik aber entsteht aus dem Augenblick, der auch durch das Publikum, den Ort, den aktuellen Kontext immer neu und anders ist. Aus diesem Grund ist dann auch der Film immer anders, und dementsprechend muss auch die Musik immer neu und anders und einzigartig sein!

Solo-Improvisation

Seit vielen Jahren gestalte ich den musikalischen Teil der Veranstaltung „Bücher aus dem Feuer“, bei der jedes Jahr der Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten gedacht wird. Meine Musik entsteht unmittelbar und völlig spontan unter dem Eindruck der jeweils rezitierten Textpasssagen.

Auch bei anderen Veranstaltungen wie Vernissagen, Events mit darstellender Kunst, Literatur, Tanz u.a. bietet sich die Improvisation als „Reflexionsebene“ an; in der Kombination der verschiedenen Kunstsparten entstehen ganz neue Eindrücke und Assoziationen. Seit mehr als 30 Jahren gestalte ich immer wieder solche Veranstaltungen mit meiner Musik.

Freie Improvisation / Ensemble

Besonders spannend wird die freie Improvisation, wenn man gemeinsam mit anderen Musikern aktiv wird. Ein ganz besonders interessantes und inspirierendes Projekt war für mich das „Transmission Piano Trio“ mit Fabiana Striffler (Violine) und Jonathan Flaksman, das ich 2016 anlässlich eines großen Events in Paris gründete. Einige Auftritte folgten im Jahr darauf in Berlin. Das Programm ist im wahrsten Sinne des Wortes einzigartig: ein abendfüllendes zu 100% improvisiertes und dennoch extrem vielseitiges Konzertprogramm!